„Leichter Flug durch Licht und Farben“
von Stefan Folz für die Rheinpfalz
Bekanntlich ist der älteste Traum der Menschheit der vom Fliegen. Sich wie ein Vogel in die Lüfte erheben, frei sein von irdischer Schwerkraft, gehört auch heute noch zu unsere geheimsten Wünschen.Natürlich ohne technische Hilfsmittel. Die Künstlerin Ingrid Lebong hat sich diese Fantasie verwirklicht, zumindest auf der Leinwand. Denn unter dem Titel „Volare“ – dem italienischen Wort für fliegen – beweist sie im Zweibrücker Maison Charme einen sehr freien und luftigen Umgang mit Form und Farbe.
Ingrid Lebong abstrahiert ihre Welt, macht sie für das sofortige Verstehen unsichtbar. Großzügige Formen sieht man zunächst auf den Malflächen, fein abgestimmte Farben und sorgfältig gesetzte Linien. Doch bei näherer Betrachtung erschließen sich die Bilder der in Homburg/Saar lebenden Künstlerin, geben ihr Geheimnis preis, ohne jedoch den letzten Schleier zu lüften. Diese Aufgabe fällt dem Betrachter zu, der mit dem Rundgang durch die Ausstellung gleichzeitig eine Reise durch fantastische Landschaften unternimmt, die sich letztendlich jedoch als sehr bekannt und vertraut erweisen. Die „Träume“ beispielsweise führen in eine Stadt, denn in der Komposition aus Bildelementen lassen sich Häuser erkennen. Transparent, unwirklich scheinen sie und umgeben von Worten. Diese Arbeit ist nämlich als Collage aus Farbe und Zeitungsausschnitten entstanden. Beides vermischt die Künstlerin, lässt Transparenz zu und schafft so einen Zustand fern der gewohnten Wahrnehmung. Dabei sind Ingrid Lebongs Landschaften ohne reales Vorbild. Vielmehr
sind es symbolhafte Darstellungen emotionaler Prozesse, die sich auf den Betrachter übertragen. So schaffen die sorgfältig gewählten Farben
Stimmungen, rufen Erinnerungen wach und regen Gedanken an. Was verbirgt sich hinter den Türen der „Stadträume“ ? Wohin führt der Weg, wenn man ihn konsequent weiter vefolgt? Manchmal vielleicht sogar bis zum „Zerfließen“, wie die 1952 geborene Künstlerin eines ihrer Bilder genannt hat. Hier fügen sich Linien und Strukturen zusammen, scheinen in Bewegung zu sein. Farbflächen sind manchmal klar abgegrenzt, dann wieder undifferenziert und raumgreifend.
Rot dominiert, die Farbe der Energie, kombiniert mit Grün als Zeichen fruchtbarer Begegnungen. Eng verwandt damit die Arbeit „Kreislauf“. Hier schafft Ingrid Lebong eine wirbelartige Bewegungsdynamik, die den Blick auf das Zentrum dieses Phänomens lenkt, um anschließend in eine unbekannte Tiefe zu führen.
Was aber lässt den Menschen fliegen? „Der Moment ist mein Flügel“ setzt sich philosophisch mit dieser Frage auseinander. Rote Flügel lassen hier
Figuren sich in die Luft erheben, den Kontakt mit der Erde verlieren und zu neuen Zielen aufbrechen. Nicht umsonst erinnern die Formen auch an
Boote, die ihre Reise zu einem imaginären Ort beginnen. Wenn nicht ein Unwetter die Pläne verhindert.
Vier Bilder der Zweibrücker Ausstellung setzen sich mit diesem Wetterphänomen auseinander und stellen verschiedene Möglichkeiten vor, den Mächten der Natur schutzlos ausgeliefert zu sein. Weiß, Grau und Hellblau dominieren, nur schemenhaft sind rote Gebilde zu erkennen. Die Welt versinkt hinter Regenschleiern, der Wind wird spürbar. Und doch sind die Bilder nicht dunkel, sonder in ein geheimnisvolles Licht gehüllt. Das macht neugierig, selbst gefährliche Situationen zu erkunden, sich dem zu stellen, was aus den Tiefen unserer Seele kommt. Ingrid Lebong macht diese Dinge sichtbar.
Saarbrücker Zeitung vom 14. Mai 2006 Ausstellung „Lichträume“
Lichträume erschließen sich in der Bosener Mühle
Die keramischen Arbeiten der Künstlerin Ingrid Lebong zeichnen sich nach Angaben des Kunstzentrums durch Harmonie aus, die durch die Kombination
von Form und Material entsteht. Ton und Metall, organisch schwingende und blockhafte Formen, Volumen und Linie- im Gegensatz liegt und hält sich die Spannung. Die Skulpturen von Ingrid Lebong brauchen dazu das Licht, um als raumeinnehmende Objekte erfahrbar zu sein. Kontrast und Ausgleich von Kräften kennzeichnen auch ihre Malerei, in der sich in unterschiedlichem Maße Abstraktes und Reales vereinen.Ein auffälliges Merkmal ist die Farbe. Lasurhaft, zart durchscheinend und schimmernd überlagern sich Farben mehrfach und erzeugen durch ihre Transparenz Strahlkraft. Ursache ist das Weiß des Bildträgers, der oft sichtbar bleibt. Das Weiß ist zugleich Lichtträger. Das einfallende Licht wird reflektiert und die Farbschichten werden durchleuchtet. Als Gegenpol setzt die Künstlerin dunklere Farben in den Bildraum. Der Materialmix spielt für Ingrid Lebong in der Malerei eine bedeutende Rolle. Papiere, Stoff, Sand, Zeitungsausschnitte, Worte, Buchstaben setzt sie collageartig ein, bemalt, gezeichnet, geschabt, geritzt. So entstehen Landschaften voller Tiefe und Farbigkeit. Der Betrachter wird durch sie hindurch geführt und entdeckt immer wieder Neues.Charakteristisch für ihr Werk sind die gleichzeitig Tiefeerzeugenden und aufgebenden Farblasuren, der lichte Bildraum sowie als wiederkehrende Bildzeichen die fensterartigen Öffnungen, leiterartigen Symbole, Chiffren sowie die allgegenwärtigen, markanten filigranen Linienzüge. Hinter ihren symbolträchtigen Schilderungen stehen häufig konkrete inhaltliche Aussagen und dokumentieren eine ebenso kritische wie liebevolle Haltung zur Welt und Umwelt.
Ingrid Lebong, in Homburg geboren, lebt und arbeitet in ihrer Geburtsstadt. Ihre künstlerische Tätigkeit begann 1977 mit dem Studium im Fach „Keramische Skulptur“ und dem Erschaffen keramischer Objekte. Danach widmete sie sich der Malerei und absolvierte Studienaufenthalte in Italien und Frankreich. Seit 1996 nimmt sie an den Jahresausstellungen Homburger Künstler teil. Seit 2002 beteiligt sich die Künstlerin an den Ausstellungen des BBK-Bundesverband Bildender Künstler Saar. Bis 2004 wurden ihre Werke auch in Ausstellungen der mittlerweile aufgelösten Landesarbeitsgemeinschaft Fraktur ( Frauen in Kunst und Kultur im Saarland e. V. )gezeigt, so auch 2003 in der Bosener Mühle, wo sie bereits 1986 eine Einzelausstellung hatte.
Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag, dem 14. Mai, um elf Uhr durch den Vorsitzenden des Kunstzentrums Bosener Mühle, Erwin Volz.
Einführen in das Werk der Künstlerin wird der Kunstwissenschaftler Jügen Ecker. red